Wohnen im Alter – Selbstständig bleiben ohne Barrieren und Stolperfallen
Neulich habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, für immer in meiner aktuellen Wohnung zu bleiben. Schließlich möchten wir doch alle möglichst lang im gewohnten Umfeld selbstständig bleiben. Dazu müsste ich aber so einiges tun. Die Wohnung ist voller Barrieren und Stolperfallen. In diesem Artikel möchte ich Dir zeigen, wie eine altersgerechte Wohnung aussieht und wer bei einem Umbauvorhaben Unterstützung anbietet.
Lass uns direkt loslegen, wenn auch du deine Wohnung oder dein Haus behalten möchtest!
Selbst ist der Mann/die Frau
Die ersten Schritte zu einem altersgerechten Umbau kann jeder ganz einfach selbst bewerkstelligen. In vielen Fällen genügt es schon, einige Möbel zu verrücken oder den Wohnbereich etwas auszumisten, um freie Durchgänge zu schaffen. Die sind besonders wichtig, da im Alter die Beweglichkeit häufig eingeschränkt wird oder sogar eine Rollator oder Rollstuhl nötig wird. Einfach Handläufe, die die Bewegung in der Wohnung erleichtern, sind schnell montiert und relativ günstig.
Um Stürze und Verletzungen zu vermeiden, solltest du lose Teppiche und Unterlagen befestigen und Hindernisse wie Blumenvasen oder Kabel vom Boden entfernen. Zu glatte Bodenbeläge kannst du entweder ersetzen oder mit einem rutschfesten Teppich bedecken.
Da im Alter häufig die Sinne schwächer werden, müssen die Räume besonders gut ausgeleuchtet sein. Große Bedienelemente an Elektrogeräten helfen bei der Bewältigung des Haushalts. Spezielle Telefone mit erhöhter Lautstärke erleichtern die Kommunikation und damit den wichtigen Anschluss an Verwandte, Freunde und medizinisches Personal.
Lass‘ die Profis ran!
Weiterführende Maßnahmen, die bis an die Bausubstanz gehen, sollten Profis erledigen. Sie können innerhalb und außerhalb der Wohnung unüberwindliche Hindernisse wie Treppen mit Rampen ausstatten oder Türen vergrößern. Rollstuhlgerechte Türen müssen übrigens mindestens 95 cm breit sein. Eine Alternative zur Rampe bietet ein Treppenlift oder sogar ein Aufzug, der häufig außen an der Fassade eines Hauses montiert werden kann.
Wer wie ich eine Badewanne mit integrierter Dusche hat, kann die durch eine ebenerdige Dusche ersetzen. Das erleichtert den Ein- und Ausstieg erheblich und vermindert das Verletzungsrisiko. Im Bad angelangt wird ein spezieller Toilettensitz installiert, der leicht erhöht ist und Haltegriffe besitzt. Vor dem Waschbecken – das gegebenenfalls tiefergelegt werden muss – solltest du genug Platz lassen, um die täglichen Hygienemaßnahmen bequem ausführen zu können. Rutschfeste Gummimatten verhindern gerade im feuchten Bad schlimme Stürze.
Wer im Rollstuhl sitzt hat leider häufig ein Problem damit, hochgelegene Dinge zu erreichen. Deshalb muss die Einrichtung entsprechend verändert werden. In der Küche sollten die wichtigsten Gegenstände aus sitzender Position erreichbar sein. Das gleiche gilt für Herd, Kühlschrank und Spülmaschine. Wichtig ist außerdem ein Arbeitsplatz, der mit dem Rollstuhl unterfahren werden kann.
Lichtschalter sollte ein Rollstuhlfahrer genau wie das Telefon und den Sicherungskasten ohne große Verrenkungen erreichen können. Bett, Sessel und Sofa werden gegebenenfalls erhöht, um den „Umstieg“ zu erleichtern.
Bevor du alle diese Maßnahmen beginnst, solltest du aber in jedem Fall deinen Vermieter benachrichtigen. Grundsätzlich muss die Wohnung bei Auszug nämlich in den Ursprungszustand zurückversetzt werden. Möglicherweise lässt aber der Besitzer mit sich reden und erkennt die Wertsteigerung, die seine Wohnung durch einen ordentlichen Umbau erfährt.
Wer hilft bei Planung und Umbau?
Wenn du deine Wohnung oder Dein Haus wirklich altersgerecht umbauen möchtest, solltest du Dir zuerst fachliche Hilfe holen. Dazu gibt es Beratungsstellen in deiner Gemeinde beim Sozial- oder Wohnungsamt. Aber auch Wohlfahrtsverbände, Handwerkskammern, Krankenkassen oder Pflegedienste bieten professionelle Unterstützung an. Die Beraterinnen und Berater der über 200 Wohnberatungsstellen in Deutschland helfen nicht nur bei baulichen Aspekten, sondern auch bei Finanzierungsanfragen und der Vermittlung von Handwerkern.
Wer soll das bezahlen?
Je nach Zustand der Wohnung kann ein altersgerechter Umbau sehr teuer werden. Zu den größten Investitionen zählt der Ausbau von Türen, Treppen oder Duschen. Bevor du also einen kompletten Umbau angehst, solltest du einen Umzug in eine bereits barrierefreie Wohnung zumindest erwägen.
Steht der Entschluss allerdings fest, bieten sich für die Finanzierung zahlreiche Möglichkeiten. Wer pflegebedürftig ist, kann bei der Krankenkasse technische Hilfsmittel und Umbauten beantragen. Für notwendige einzelne Maßnahmen zahlt die Kasse bis zu 2.557 Euro bei einem Eigenanteil von maximal 10 Prozent. Viele Bundesländer bieten zudem günstige Kredite an. Im kommunalen Bauamt kannst du dich dazu informieren.
Unterstützung gibt es auch durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die zu niedrigen Zinsen Mittel für den Umbau zur Verfügung stellt. Unter Umständen lassen sich auch Wohnungsgesellschaften und Vermieter von sinnvollen Maßnahmen überzeugen und zu einem Zuschuss überreden. Sozialhilfeberechtigte können in manchen Fällen finanzielle Hilfen für Anpassungen vom Sozialamt erhalten.
Wichtig: Achte darauf, dass sämtliche Finanzierungsanfragen vor Beginn der Baumaßnahmen gestellt werden müssen.
Und nun viel Erfolg beim Umbau für eine sichere und bequeme Wohnung im Alter!
Das Redaktionsteam des Finanzdienstleisters Dr. Klein sitzt in Berlin und berichtet regelmäßig über die Geschehnisse der Finanzwelt. Unter anderem betreut es das Dr. Klein Blog und das Dr. Klein Facebook-Profil.
Falls du noch weitere nützliche Tipps zum Thema „Barrierefrei wohnen“ hast, dann würde ich mich über deinen Kommentar sehr freuen.